Digitale Ökosysteme und Plattform­ökonomie: Gekommen, um zu bleiben!

23. Oktober 2024

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Matthias

Anders als andere Hypes und Trends!

In letzter Zeit geht es in der IT scheinbar nur noch um KI. Das machen uns zumindest alle Artikel, Hype Cycles und Konferenzen glauben. Und erst recht der Blick auf die Aktienkurse von Unternehmen wie NVIDIA oder ARM. Oder die jüngste Finanzierungsrunde von OpenAI, die nun in einer Firmenbewertung von 157 Mrd. Dollar resultiert.

Wenn ein Thema solch einen Hype auslöst, ist meist kaum Platz für andere Themen. Aber sind diese damit weniger wert? Oder sind sie nur gerade nicht so im Rampenlicht?

Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie standen vor wenigen Jahren auch im Rampenlicht. Wenn auch nicht ganz so prominent wie jetzt KI. Aber im Moment hört man davon relativ wenig.

Sind Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie deswegen „out“ oder nicht mehr erstrebenswert? Unsere ganz klare Meinung dazu: Auf gar keinen Fall!

Manchmal hört man auch, das Zeitalter digitaler Ökosysteme sei vorbei. Dem kann ich nur klar widersprechen!

Wenn man sich umschaut, sind wir alle heute umgeben von Digitalen Ökosystemen und Plattformen: Die Märktplätze von Amazon & Co. werden millionenfach genutzt. Apple oder Google App Stores vermitteln millionenfach Apps an Smartphone Nutzer. Airbnb, Uber, Partnerschaftsvermittlungen, Youtube, Tiktok, … sie sind einfach überall. Ob wir das im Einzelfall gut finden oder gerade auch nicht. Niemand würde bei dieser Betrachtung sagen, dass es mit Digitalen Ökosystemen und Plattformökonomie wohl bald zu Ende gehen könnte … Man hat schon eher das Gefühl, dass Unternehmen froh sind, dass es endlich ein neues Thema gibt, das davon ablenkt, dass deutsche und europäische Unternehmen im Bereich Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie bisher mehr oder weniger versagt haben.

Digitale Ökosysteme sind auf jeden Fall erfolgreich und durchsetzungsstark. Gerade weil sie einen Sog von Attraktivität entwickeln, sobald sie erfolgreich eine gewisse Größe erreicht haben. Dann sind sie kaum noch zu stoppen. Dabei bieten sie für die Beteiligten viele Vorteile und Möglichkeiten, Geld zu verdienen.

Und genau hier ist der Hauptunterschied zu vielen anderen Trends und Hypes:

Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie haben es als Geschäftsmodell zum Hype geschafft. Fast alle anderen Hypes, die uns begegnen, sind Technologien. 

Um es noch mal ganz explizit zu sagen: Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie sind keine Technologie(n). Natürlich werden sie durch Technologien erst möglich gemacht. Aber sie definieren als Konzept vor allem Geschäftsmodelle. Und das mit vielen möglichen Varianten, Ausprägungen und Nuancen.

Vor allem widerstehen Digitale Ökosysteme locker der Evolution von Technologien. Vielmehr können sie alle neu entstehenden Technologien aufgreifen und geschickt nutzen.

Es ist kein Geschäftsmodell am Horizont zu sehen, das Digitale Ökosysteme und Plattformen auf absehbare Zeit verdrängen würde. 

Plattformökonomie wird nicht durch KI abgelöst!

Wie oben schon beschrieben, ist KI das absolute Hype-Thema im Moment. KI ist eine Technologie mit definitiv extrem vielen Anwendungsmöglichkeiten. Aber nur mit dem Einsatz von KI im Unternehmen macht man nicht automatisch (mehr) Umsatz. Aktuell suchen daher viele Unternehmen noch nach passenden Geschäftsmodellen, wie sie mit KI wirklich Geld verdienen können. Und auch bei den extrem hoch gehandelten Unternehmen handelt es sich im Moment eher um eine Wette auf die Zukunft als auf schon klar realisierte Geschäftsmöglichkeiten.

Interessant ist, dass nicht wenige Forscher und Berater, die sich noch vor kurzem voll dem Hype der Digitalen Ökosysteme und Plattformökonomie widmeten, sich nun voll auf das Thema KI stürzen. Und damit die nächste Welle reiten.

Damit ist KI vielleicht ein Nachfolger-Themenfeld von Digitalen Ökosystemen in der Ausrichtung von Beratern und Forschern.

Das heißt aber in keiner Weise, dass KI das logische Nachfolgethema für Unternehmen sei, mit dem sie sich beschäftigen müssten. In diesem Sinne ist KI einfach etwas komplett anderes! Und beides hat absolut seine Berechtigung und seine Chancen.

Unternehmen müssen sich unabhängig bei beiden Themen fragen, was sie damit erreichen können und ob es sich für sie lohnen kann.

Es gibt auch einige sehr klare Anknüpfungspunkte zwischen Digitalen Ökosystemen und KI:

  • Mit KI kann auf vielfältige Weise die User Experience in Digitalen Ökosystemen verbessert werden.
  • Mit KI können Governance-Prozesse wie das Onboarding in Digitalen Ökosystemen stärker automatisiert und beschleunigt werden.
  • Mit KI kann das Matchmaking zwischen Partnern in Digitalen Ökosystemen verbessert werden.
  • Digitale Ökosysteme können als Vermittler zwischen Anbietern und Konsumenten von KI-Lösungen dienen.
  • Digitale Ökosysteme können beim großflächigen Einsammeln von Trainingsdaten für KI-Lösungen helfen.

Auch hier sind der Kreativität bei der Kombination von Technologien und Geschäftsmodellen keine Grenzen gesetzt.

Digitale Ökosysteme und Plattformen entwickeln sich weiter

Auch wenn Digitale Ökosysteme nicht mehr im Rampenlicht stehen und der Hype vorbeigezogen ist, so entwickeln sie sich doch immer weiter. In vielerlei Hinsicht:

  • Neue Technologien werden verfügbar und werden genutzt (wie z.B. KI, neue Bezahlsysteme)
  • Geschäftsmodelle differenzieren sich weiter aus (z.B. verdient Airbnb sehr viel Geld damit, dass sie das schon vom Konsumenten bezahlte Geld bis zur eigentlichen Vermietung anlegen und damit Kapitalerträge generieren)
  • Es werden immer neue Branchen erschlossen und branchenübergreifende und tiefer integrierte Lösungen angeboten (z.B. durch Tencent in China)

Die Umsetzungstechnologie ist dabei vollkommen offen.

Entscheidend ist nur, dass ein Unternehmen über eine Digitale Plattform eine Vernetzung von vielen Beteiligten schafft, die einen Mehrwert für alle bringt. Und an der das initiierende Unternehmen hochskalierbar mitverdienen kann.

Auch im Bereich der Digitalen Ökosysteme und Plattformen wurden schon viele Prognosen gemacht, wie diese sich weiterentwickeln. Insbesondere unter dem Namen Web 3.0: Die Vorhersagen gehen vor allem in Richtung Dezentralität, Tokenisierung und Kryptowährungen.

Diese Spielarten haben sich aber bisher klar noch nicht durchgesetzt. Teilweise adressieren sie Probleme, die so nicht wirklich existieren und deshalb hält sich der wirtschaftliche Erfolg jenseits von kurzen Hype-Wellen (z.B. bei NFTs) in Grenzen.

Letztlich geht es immer wieder zurück zum Kernprinzip:

„Ein Digitales Ökosystem adressiert echte Probleme und Bedürfnisse und bringt echte Mehrwerte für alle Beteiligten am Ökosystem und ist dabei attraktiv für eine sehr große Anzahl von Konsumenten und Anbietern. Das Ganze wird hochskalierbar über eine Digitale Plattform abgewickelt und erzielt dabei Netzwerkeffekte.“

So einfach kann es sein. Und so schwierig zugleich.

Dieses Prinzip wird auch in Zukunft viele Digitale Ökosysteme und Plattformen ermöglichen und hervorbringen. Es ist bisher auch noch kein anderen Geschäftsmodell bekannt, das in Summe für alle Beteiligten mehr Vorteile bietet.

Spannend sind z.B. auch die seit Jahren hochgehaltenen und mit hohen Erwartungen angegangenen Datenökosysteme. Diese konnten sich aber noch bei weitem nicht so durchsetzen wie das seit Jahren prognostiziert wurde. Aber zu dem Thema werden wir demnächst einen eigenen Artikel schreiben …

Lohnt es sich jetzt noch, ein Digitales Ökosystem zu etablieren?

Auf jeden Fall kann es sich noch sehr lohnen, ein Digitales Ökosystem zu etablieren! Aber natürlich ist es auch ein ambitioniertes Ziel mit Risiken.

Bei weitem sind nicht alle Märkte und Nischen besetzt. Es gibt noch viele Bereiche zu besetzen und mit tollen Lösungen und Mehrwerten auszustatten. Vor allem auch im B2B-Umfeld. Aber Unternehmen müssen sich (immer mehr) beeilen. Denn wenn sich ein Digitales Ökosystem erst mal etabliert hat, dann ist dieser Platz (wohl) für immer vergeben und es gibt dort höchstens noch Platz für einen direkten Konkurrenten.

Gerade für Europa und Deutschland ist es so wichtig, dass wir uns trauen, vielversprechende Digitale Ökosysteme anzugehen und zu etablieren. Denn wir dürfen das Feld nicht alleine dem Silicon Valley und China überlassen!

Trotzdem ist es auch wichtig, ehrlich auf die Randbedingungen zu schauen: Es ist in Europa bedeutend schwieriger, Investitionen in ausreichender Höhe zu bekommen. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, die zeigen, dass es gelingen kann. Immer noch ist Schüttflix eines unserer absoluten Lieblingsbeispiele!

Letztlich bietet sich hier auch eine große Chance für etablierte und finanzstarke Unternehmen aus traditionellen Branchen: Sie haben (noch) das entsprechende Kapital für wirklich große Investitionen und können damit ihre Branche und die eigene Positionierung in eine erfolgreiche Zukunft katapultieren.

Matthias & Marcus

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