#gleichrichtigmachen

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Marcus Trapp

Co-Founder

Als Teil der Generation C64 bekam ich schon im Alter von 10 Jahren meinen ersten Computer. Als bis heute bekennender Anleitungsleser habe ich auch dessen Anleitung von vorne bis hinten durchgearbeitet. Wie manche bestimmt wissen, handelt es sich bei der C64 Anleitung aber eigentlich um eine Einführung zum Programmieren in BASIC. Von da an war ich begeistert, was man digital so alles machen kann und habe viel mit Software und Hardware ausprobiert (und dabei auch drei C64 geschrottet).

In meinem Studium der Informatik mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften an der TU Kaiserslautern habe ich mich auf Software Engineering spezialisiert, weil mich immer das Große und Ganze an der Software-Entwicklung interessiert hat: Wie können wir unser Leben oder ein Business mit Software verbessern? Insbesondere hat mich dabei der Faktor Mensch interessiert, weshalb ich mich besonders mit Requirements Engineering und Usability Engineering (auch wenn das damals noch niemand so genannt hat) beschäftigt habe.

Nach dem Studium habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der AG Software Engineering bei Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Rombach an der TU Kaiserslautern im Themenbereich User Experience und Software Architektur promoviert. Die meisten meiner Projekte in dieser Zeit zu den Themen Ambient Intelligence, Ubiqitous Computing, Pervasive Computing und invisible Computing waren sehr interdisziplinär aufgestellt. So habe ich viel mit Sportwissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen und Elelktrotechniker:innen zusammengearbeitet. Da wir immer direkt mit Nutzer:innen aller Altersgruppen gerarbeitet haben, konnte ich aus erster Hand miterleben, wie wichtig es ist, die Perspektiven aller beteiligen Stakeholder mit einzubeziehen. Hier habe ich auch gelernt, wie wichtig, aber auch schwierig es ist, mit allen Stakeholdern in ihrer eigenen (Fach-)Sprache sprechen zu können.

Dass die richtige Kommunikation mit das Wichtigste ist, habe ich auch in meinem 11-jährigen Nebenjob im Einzelhandel bei Photo PORST gelernt. Wer noch nie einem frisch verheirateten Ehepaar erklären musste, dass ihre Hochzeitsbilder im Großlabor leider verloren gegangen sind, der hat noch nicht alles erlebt (#bucketlist).

Mit Fertigstellung meiner Dissertation bin ich ans Fraunhofer IESE gewechselt, das Institut der Fraunhofer Gesellschaft für Innovation, Systems und Software Engineering. Dort habe ich als Abteilungsleiter „Digital Innovation Design“ (der Name hat sich „natürlich“ mehrfach über die Jahre geändert) gearbeitet. Frei nach meinem Motto ”Software is no end in itself; it always supports or enables business.“ habe ich in dieser Zeit viele Unternehmen in den Themenfeldern Digitale Ökosysteme, User Experience für Geschäftsanwendungen sowie Creativity & Innovation Workshops, Requirements Engineering, Interaction Design und User Interface Prototyping unterstützt. Denn Software ist heute in (beinahe) jeder Branche der wichtigste Innovationstreiber. Insbesondere habe ich dort das Thema „Digitale Ökosysteme und Plattformökonomie“ mit aufgebaut und verantwortet.

Das Fraunhofer IESE ist ein branchenunabhängiges Institut. So hatte ich die Gelegenheit, für viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen zu arbeiten. Das hat natürlich den Nachteil, dass man sich in jede neue Branche schnell einarbeiten muss und nicht so tief eintauchen kann, wie reine Domänenexperten. Aber es hat den riesigen Vorteil, dass man sehen kann, dass viele Probleme über Branchen hinweg die gleichen (oder zumindest sehr ähnlich) sind und dass man so Unternehmen aus einer Branche mit Lösungen aus anderen Branchen helfen kann, auch wenn die das zunächst mal nicht glauben wollen.

Meine branchenübergreifende Erfahrung hat mir besonders bei der Gestaltung und Moderation meiner über 100 Creativity- & Innovation Workshops geholfen, in denen ich mit Mitarbeitern aus allen Hierarchieebenen (inklusive C-Level) neue Digitale Ideen für ihr Unternehmen entwickelt habe.

Interdisziplinarität und Gleichberechtigung sind mir bei meiner Führungstätigkeit besonders wichtig. Eher unüblich für ein Informatik-Institut hatte ich in meiner Abteilung besonders viele Mitarbeiter:innen, die nicht Informatik studiert haben, sondern andere Ausbildungshintergründe mitbrachten (Industrial Design, Medien-Design, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften). Zudem ist es mir gelungen, einen ca. 50%-Anteil an Mitarbeiterinnen aufzubauen und über Jahre zu halten.

Ich bin Gründungsmitglied des Arbeitskreises „Digital Design“ im Bitkom, der mittlerweile nach einer Fusion Teil des AK Digital User Experience & Design ist. Digital Design ist mir sehr wichtig und daher bin ich sehr froh, Mitgestalter des IREB Digital Design Professional (DDP) Lehrplans und Handbuchs zu sein.

Ich liebe es, Vorträge zu halten und bin seit vielen Jahren als Keynote-Sprecher auf vielen Veranstaltungen vertreten. Allerdings liebe ich nicht nur Software und Vorträge, sondern auch alles, was mit Film & Kino zu tun hat. Da ist es umso besser, wenn ich zwei oder mehr Lieben zusammenbringen kann, wie z.B. bei meinem Gewinn des Internationalen Festivals des nacherzählten Films 2014 in Mannheim mit meinem Vortrag zu Steven Spielbergs „Der Weiße Hai (Jaws)“ .

Jetzt hab‘ ich echt viel erzählt. Ich rede auch echt gerne. Willst Du noch mehr wissen?