Es sind harte Zeiten. Das hören wir in den letzten Monaten, wenn nicht sogar Jahren, immer und immer wieder. Gerade jetzt in der heißen Phase des Wahlkampfs für die Bundestagswahl am 23. Februar wird es aber immer wieder angesprochen: „Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut.“ „Wir haben (fast) kein Wirtschaftswachstum mehr.“ „Wir haben immer mehr Insolvenzen.“ „Andere Länder drohen uns zu überholen.“ „KI wird den Arbeitsmarkt völlig verändern.“ Solche oder ähnliche Aussagen hören wir mehrmals täglich.
Aber woran liegt das eigentlich? Selbstverständlich haben sowohl die COVID-Krise als auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ihren Teil zur schwierigen Gesamtsituation beigetragen. Leider werden aber meist auch nur diese beiden Gründe als Ursache genannt. Vielleicht noch die hohen Energiekosten. Worüber aber viel zu wenig gesprochen wird, ist, dass wir in Deutschland in vielen Wirtschaftsbereichen einfach nicht mehr innovativ genug sind. Vielleicht sind wir auch dort noch die Besten, aber die anderen sind eben auch gut genug und deutlich innovativer und günstiger.

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Sascha Lobo | Nichts Neues bitte, läuft doch auch so
Sascha Lobo hat es mit seiner Aussage sehr gut auf den Punkt gebracht. Es ging einfach vielen Unternehmen viel zu gut. Viele waren in ihrer Domäne oder zumindest ihrer Nische die Besten, oft sogar Weltmarktführer. Dieser Erfolg ist leider sehr verführerisch. Denn keineswegs haben sie sich auf dem Erfolg ausgeruht. Aber sie haben ihr Erfolgsrezept immer nur weiter verfeinert und verbessert. Niemand kann das so gut wie die Deutschen. Bessere „Zutaten“ wie genaueres Spaltmaß, weniger Vibrationen, noch schneller, noch haltbarer, … usw. Deshalb waren wir in der Old Economy so unglaublich erfolgreich. Darüber wurde leider vergessen, dass es neben dem aktuellen Erfolgsrezept, auch noch andere Wege zum Erfolg gibt.

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Gunter Dueck
Doch was passiert, wenn eintritt, wie Gunter Dueck so schön sagt, wovor die Besten so große Angst haben und sich der Geschmack der Kundschaft ändert und das Erfolgsrezept nicht mehr „schmeckt“? Dann suchen sich die Kund:innen ein neues Lieblingsgericht. Viele Unternehmen sind aber leider nicht (mehr) in der Lage sich zu ändern und etwas Neues zu machen. Das ganze Unternehmen wurde über Jahre und Jahrzehnte darauf ausgerichtet, das eine Erfolgsrezept weiter zu perfektionieren. Neue Köche mit neuen Ideen wurden belacht oder sogar bekämpft. Das geht eben leider nur so lange gut, wie sich der Geschmack nicht ändert.

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Albert Einstein
Jetzt stehen viele Unternehmen da und sagen: „Das ist aber unfair, dass es nicht mehr so schön ist wie früher.“ „Das ist doof, dass die anderen jetzt besser sind.“ Leider gehen aber viele Vorschläge, wie man diese Situation jetzt verbessern könnte, in die Richtung, dass man Maßnahmen trifft, um den alten Zustand wiederherzustellen. „Jemand“ soll es bitte wieder attraktiver machen, das alte Erfolgsrezept zu „essen“. Das ist der völlig falsche Ansatz. Damit verlängern wir nur auf sehr teure Weise den Todeskampf.

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Bill Gates
Wir müssen akzeptieren, dass sich die Zeiten geändert haben. Es war schön, aber die erfolgreichen Zeiten der Old Economy sind in vielen Bereichen vorbei und kommen auch nicht wieder. So sehr es sich manche auch wünschen, was auch immer wir machen, sie kommen nicht wieder.
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Billy Ocean | Soundtrack „The Jewel of the Nile“
Das ist aber auch überhaupt nicht schlimm. Gerade in harten Zeiten, wenn es richtig schwer ist, ist der Druck hoch genug, um neue bahnbrechende Innovationen hervorzubringen. Das haben wir in Deutschland doch schon mehrfach bewiesen. Nur eben schon lange nicht mehr. Auf diese Tugenden müssen wir uns besinnen und nach vorne blicken. Jetzt müssen wir „tough“ sein und richtig loslegen.

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Wayne Gretzky
Dabei müssen wir aber unbedingt darauf achten, jetzt nicht das nachzumachen, was andere in der New Economy schon geschafft haben. Das bringt gar nichts. Da ist der Vorsprung (meist) schon viel zu groß. Auch das wäre vergebens. Wir müssen gleich einen Schritt weiterdenken. Wir müssen ganz neue Innovationen schaffen, die andere noch nicht haben, um unsere Position in Zukunft zu verbessern.
Los geht’s. Den guten alten Zeiten nicht nachtrauern, sondern nach vorne schauen und anfangen. Noch ist es nicht zu spät. Aber warten dürfen wir nicht mehr.
Marcus
Eine dekarbonisierte Energieversorgung mit Speichertechnologien, Flexibilitätspotenzialen, Erneuerbaren Energien und leistungsfähigen Netzen made in Germany wäre ein cooles Erfgsmodell