Software-Entwicklung ist ein Team-Sport. Einzelkämpfer haben hier keinen Erfolg. Auch wenn manche Chef-Entwickler, System-Architekten oder Product Owner vielleicht meinen, sie könnten es quasi allein. Sobald es um echte Systeme geht, die wirklich am Markt bestehen müssen, kann es kein Mensch allein schaffen. Wir brauchen ein ganzes Team. Genau wie im Sport brauchen wir aber auch immer einen Coach, der uns dabei hilft, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen, aus allen Team-Mitgliedern ihr Bestes herauszuholen und letztlich gemeinsam das Ziel zu erreichen.
Zu diesem Thema steht heute Richard Donner im Mittelpunkt unserer Beitragsreihe, in der wir Zitate von legendären Persönlichkeiten vorstellen, die uns persönlich wichtig sind. Richard Donner ist zwar kein Sport-Coach, dennoch hat er viel zu diesem Thema beizutragen. Als Regisseur hat er über viele Jahre eine Vielzahl an extrem erfolgreichen Filmen in den unterschiedlichsten Genres gedreht. Einige davon haben ihr jeweiliges Genre bis heute geprägt. Beim Dreh von Superman , Lethal Weapon , Die Goonies , Die Geister, die ich rief , Das Omen hat er auch immer wieder mit „starken“ Schauspiel-Charakteren zu tun gehabt: Marlon Brando, Gene Hackman, Mel Gibson, Gregory Peck oder Bill Murray. Um nur einige zu nennen.

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I realized what you could do in motion pictures by surrounding yourself with geniuses. „
Richard Donner
Beim Aufbau eines Software-Projekt-Teams geht es nicht darum, dass Verantwortliche sich andere Mitarbeiter:innen suchen, um Arbeiten zu machen, die sie ihrer Meinung nach zwar eigentlich selbst besser machen könnten, dafür aber leider nicht genug Zeit oder Lust haben. Keiner von uns kann alles am besten. Wenn Verantwortliche in Software-Projekten das verstanden haben, können sie sich auf die Suche nach dem richtigen Team machen. Im Optimalfall können sie jede Stelle mit der Person besetzen (aus dem eigenen Unternehmen oder dem Projekt-Konsortium), die dafür am besten geeignet ist. Das wird bestimmt nicht immer funktionieren, aber dann eben mit der besten Person, die man bekommen kann. Wenn wir tatsächlich ein Dream Team aus Personen zusammenstellen können, die auf ihrer Position ein Jedi / Ninja / Hero sind, und die auch noch gut miteinander arbeiten können, dann läuft das Projekt auf jeden Fall. So etwas passiert aber so gut wie nie. Diese Dream Teams brauchen auch (fast) keinen Coach. Haben wir aber nicht nur Jedis im Team, dann muss der Coach seinen Job gut machen.

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It’s developing a relationship with actors that makes it work. „
Richard Donner
Es hilft ungemein viel, wenn wir unsere Team-Mitglieder gut kennen. Jede:r tickt anders und muss oder möchte anders geführt werden. Das können wir nur gut machen, wenn wir uns ehrlich miteinander beschäftigen. Ehrlich zuhören hilft hier schon mal sehr viel. Dazu gehört auch der viel geschmähte Smalltalk vor oder nach einem Meeting oder in der Kaffeeküche. Arbeit ist nun mal nicht alles im Leben. Das heißt nicht, dass alle im Team Freunde werden müssen. Aber wir sollten alle im Team gut genug kennen, um angenehm miteinander arbeiten zu können.

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That’s how you get a performance – they put trust in you. „
Richard Donner
Denn für richtig gute Ergebnisse brauchen wir Vertrauen zueinander. Wenn das Team dem „Coach“ nicht vertraut, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Ehrlich währt am längsten. Vor allem dürfen wir uns im Team nichts vorlügen oder vormachen. Wenn das Projekt nicht grün ist, dann ist es eben nicht grün. Es hilft gar nichts, wenn wir uns innerhalb vom Team etwas schönreden. Das macht die Sache nur noch schlimmer. Ja, es gibt Situationen, da muss man das Projekt nach außen (etwas) schöner und grüner darstellen, als es tatsächlich ist. Aber innerhalb des Teams verseucht es nur die Arbeit. Damit ist niemandem geholfen. Wenn Mitarbeiter:innen merken, dass sie sich auf andere wirklich verlassen können, dann arbeiten sie am besten.

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I’m open to comments. I’m open to objective points of view, because I’ve been very narrow and very subjective. „
Richard Donner
Wir machen alle mal Fehler oder haben Ideen und Vorschläge, die nicht gerade die besten sind. Aber zum Glück gibt es noch andere im Team, die dann einspringen können, um die Situation zu retten. Wenn gegenseitiges Vertrauen herrscht, werden uns andere auf Suboptimalitäten aufmerksam machen. Auch wenn sie selbst erst mal keinen besseren Weg kennen, können wir uns dann gemeinsam auf die Suche danach machen. Wir sollten offen für Vorschläge anderer sein, diese ehrlich bewerten und ggf. dann auch annehmen. Das heißt nicht, dass jeder Vorschlag angenommen werden muss, der von anderen gemacht wird. Oft gibt es nicht die eine optimale Lösung. In diesen Fällen müssen die Verantwortlichen sich für eine Lösung entscheiden. Auch wenn dies dann vielleicht die falsche ist. Aber so ist das nun mal. Im Nachhinein sind eben alle schlauer. Sollte uns das passieren, sollten wir dies aber auch (intern) offen eingestehen. Auch das schafft Vertrauen im Team. Nobody is perfect.

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It’s only been a couple of times in my life that I’ve really locked horns with actors. It did not hurt the films, it just hurt the moment of the filmmaking. „
Richard Donner
Egal wie gut man sich kennt und wie gut die Stimmung im Projekt ist, manchmal kracht es eben trotzdem. Gerade wenn starke Charaktere aufeinandertreffen, wird gerne schon mal heftig diskutiert. Dann wird es auch mal laut und es fliegen die Fetzen. Wenn unsere Identifikation mit unserer Arbeit und dem Projekt sehr hoch ist und wir überzeugt sind, dass eine Entscheidung falsch ist, dann wird es auch mal emotional. Das ist auch völlig in Ordnung, solange es wirklich um die Sache selbst geht. Solange es nicht um das Rechthaben nur des Rechthabens wegen geht. Solche Situationen sind zwar dann in dem Moment nicht schön, aber es geht schließlich ums Projekt. Wenn genug Vertrauen vorhanden ist, geht es danach auch wieder ganz normal weiter.

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When you make a film, you like to run it with an audience. They tell you you’re narrow-minded or subjective, or that seems too long, or that doesn’t work. „
Richard Donner
Auch das beste Team kann nur dann erfolgreich sein, wenn es ein Software-Produkt baut, das Kund:innen oder Anwender:innen mögen. Selbst wenn sich alle Team-Mitglieder einig sind, was zu tun ist, kann es immer noch das Falsche für die Kund:innen sein. Daher müssen wir von Anfang an und kontinuierlich über die gesamte Entwicklung hinweg ehrliches Feedback von unseren (potenziellen) Kund:innen einholen. Damit meine ich echte Kund:innen oder Anwender:innen. Nicht jemand, der bis vor 5 Jahren auch mal Anwender war, jetzt aber im Management oder in der Entwicklung ist. Auch hier müssen wir wieder gut zuhören und das Feedback ehrlich bewerten. Software ist eben kein Selbstzweck. Sie macht ein bestehendes Business besser oder ermöglicht ein neues Business, das ohne Software gar nicht möglich wäre.
Marcus
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