Nach der „Queen of Crime“ steht heute niemand geringeres als der „Master of Suspense“ Sir Alfred Hitchcock im Mittelpunkt unserer Beitragsreihe, in der wir Zitate von legendären Persönlichkeiten vorstellen, die uns persönlich wichtig sind. Hitchcock ist einer der einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte und hat mit seinen über 50 Filmen einen eigenen Stil geprägt, der bis heute unverkennbar ist. Aktuelle Filme, die sich an seinem Stil orientieren, werden sofort als „Hitchcockian“ beschrieben. Da weiß man dann gleich, was man von so einem Film zu erwarten hat. Leider hat er, trotz 5 Nominierungen, nie einen Oscar gewonnen (1968 erhielt er einen Ehren-Oscar). Aber einen eigenen Stil zu erschaffen, der bis heute Bestand hat und sogar den eigenen Namen trägt, ist sowieso die größere Ehre, aber vor allem, die größere Errungenschaft.
Hitchcock hat sehr offen darüber gesprochen, wie er seine Filme angeht und umsetzt. Noch lieber hat er darüber gesprochen, wie man es nicht machen sollte. Seine Konzepte lassen sich mehr oder weniger direkt auf das Erstellen und Halten von Präsentation übertragen und haben mir über die Jahre dabei sehr geholfen.

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Making a film means, first of all, to tell a story. „
Sir Alfred Hitchcock
Es klingt offensichtlich, ist es aber leider nicht. Wir müssen uns bei jeder Präsentation als erstes fragen, welche Story wir eigentlich erzählen möchten. Das gilt insbesondere für Präsentationen, bei denen wir unseren Zuhörer:innen etwas vorstellen, von dem wir sie überzeugen möchten oder für das wir sie gewinnen möchten. Gilt aber selbst, wenn „nur“ die Quartalszahlen vorgestellt werden. Denn niemand möchte einfach nur die Zahlen hören. Niemand. Es gibt immer eine Story zu erzählen und wenn es nur ist, wie gut oder schlecht das letzte Quartal lief und warum.

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To make a great film you need three things – the script, the script and the script. „
Sir Alfred Hitchcock
Um unsere Story bestmöglich zu präsentieren, brauchen wir daher ein „Drehbuch“, das beschreibt, wie wir die Story aufbauen und auf welche Art und Weise wir sie unserem Publikum vermitteln. Hitchcock war ein wahrer Meister im Umgang mit Drehbüchern. Er wusste, wie wichtig ein gutes Drehbuch für den Erfolg eines Films ist und konnte vor allem sehr gut schlechte Drehbücher identifizieren. Zusammen mit seiner Frau Alma Reville hat er so lange an Drehbüchern gefeilt, bis sie für ihn perfekt waren. Für diesen Schritt kann ich nur empfehlen: Finger weg von PowerPoint (oder welche Präsentationssoftware ihr sonst nutzt)! Konzentriert euch zunächst rein auf die Story. Dazu reicht genau genommen ein Blatt Papier und ein Bleistift. Wenn ihr unbedingt eine Software verwenden möchtet, dann nehmt eine Textverarbeitungs- oder Notizen-Software.

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I don’t give a damn what the film is about. I am more interested in how to handle the material to create an emotion in an audience. „
Sir Alfred Hitchcock
Emotionen auslösen. Genau darum geht es. Das ist die große Kunst bei der Gestaltung einer Präsentation. Egal worum es geht. Und das fängt schon im Drehbuch an. Natürlich sind die Fakten wichtig, aber wenn man sie mit gewünschten Emotionen aufladen kann, dann bleiben sie viel besser bei unseren Zuhörer:innen haften. Wir müssen eine Verbindung zum Publikum schaffen. Daher ist es immer wichtig genau auf die Visualisierung zu achten. Welche Emotion(en) löst das Bild aus, das wir gerade zeigen. Ist es genau die richtige Emotion? Können wir diese Emotion ggf. durch ein anderes Bild oder eine andere Darstellung verstärken? Abbildungen sind wichtig, um komplexe Zusammenhänge zu erklären. Aber sie lösen in der Regel keine Emotionen aus. Bilder (d.h. Fotos) aber sehr wohl. Die richtige Auswahl von Bildern zum Erzeugen der richtigen Emotionen im Publikum ist sehr zeitaufwändig. Es gibt eine Vielzahl an Anbietern von Bildern. Auch viele kostenfreie. Ihre verschlagworteten Kataloge machen es uns einfach, schnell ein Bild zu finden. Aber das richtige Bild zu finden, das genau richtige Emotion auslöst, dauert in der Regel doch sehr lange. Eventuell sogar Stunden für ein einziges Bild. Aber es lohnt sich.
Das gleiche gilt für Beispiele. Wir müssen realistische Beispiele auswählen, mit denen unser Publikum etwas anfangen kann. Bestenfalls kann sich das Publikum direkt in das Beispiel hineinversetzen. Solche Beispiele zu finden bzw. zu konstruieren ist auch sehr aufwändig. Aber wenn wir damit die richtige Emotion auslösen, ist es das immer wert.
Hitchcock ist nicht nur als „Master of Suspense“ bekannt, sondern auch als „Master of visual Storytelling“. Er hat sehr aufwändige Storyboards erstellt, in denen er ganz genau festlegte, in welchem Winkel, in welchem Abstand und mit welcher Kameralinse er seine Szenen darstellen wird. Seine Drehbücher und zugehörigen Storyboards waren so genau, dass für ihn der interessante Teil des Filmemachens mit deren Vollendung sogar schon vorbei war. Er sagte dazu: „The picture’s over. Now I have to go and put it on film.” Das eigentliche Drehen war für ihn eher ein notwendiges Übel. Ich kann das für Präsentationen nur bestätigen. Wenn ihr euch gut vorbereitet habt und eure Story richtig gut (nach eurem Drehbuch) erzählen könnt, dann braucht ihr (im Notfall) noch nicht mal eure Folien. Ihr habt die Story verinnerlicht und könnt sie emotional rüberbringen.

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Always make the audience suffer as much as possible. „
Sir Alfred Hitchcock
Dieses Zitat ist mir so wichtig, es hängt gerahmt über meinem Schreibtisch. Es bringt perfekt auf den Punkt, wie eine Präsentation aufgebaut sein muss. Die Zuhörinnen und Zuhörer müssen unseren Schmerz spüren. Damit meine ich das Problem oder die Situation, die uns dazu gebracht hat, die Präsentation überhaupt erst zu halten. Diesen Schmerz müssen alle spüren. Und das meine ich genau so, wie ich es sage. Eine sachliche, emotionslose, abstrakte Beschreibung hilft gar nichts. Alle müssen den Schmerz so unmittelbar, konkret und persönlich mitfühlen, wie es nur irgendwie möglich ist. So dass die Zuhörer:innen unseren Schmerz mit uns teilen. Ich kann diesen Punkt im Story-Aufbau gar nicht überbewerten. Nehmt euch alle Zeit, die ihr braucht, um den Schmerz bestmöglich spürbar zu machen.

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Sir Alfred Hitchcock
Denn es gibt (fast) kein schöneres Gefühl, als das, wenn der Schmerz endlich nachlässt. Wenn unser Publikum unseren Schmerz teilt, dann ist es umso glücklicher, unsere Lösung zur Beendigung des Schmerzes zu akzeptieren. Das Publikum sehnt sich geradezu nach einem Ende des Schmerzes und ist einfach nur glücklich, wenn ihr eine Problemlösung für sie mitbringt. Je intensiver und persönlicher die Zuhörer:innen den Schmerz empfinden, umso glücklicher und dankbarer sind sie über seine Beendigung. Sie sind einfach nur froh, dass ihr das Problem endlich gelöst habt. Ohne emotionale Bindung wäre ein solches Commitment zur Lösung nicht möglich.

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I enjoy playing the audience like a piano. „
Sir Alfred Hitchcock
Mit seinem penibel genau geplanten Story-Aufbau und seinen perfekt ausgewählten Kameraeinstellungen leitet Hitchcock sein Publikum genau so durch seinen Film, wie er es möchte. Er entscheidet, was das Publikum gerade sehen soll, wie sie es sehen sollen und was gerade im Vordergrund und was im Hintergrund abläuft. Dabei achtet er stets darauf, dass sein Publikum mit der Handlung mitfiebern kann. Bis die Spannung („Suspense“) ins Unermessliche steigt und er uns endlich mit der Auflösung des Falls erlöst. Und darin war er wahrlich der Meister. Er war sogar so gut, dass er uns Dinge in den Kopf setzen konnte, von denen wir glaubten sie gesehen zu haben, obwohl das gar nicht stimmte. Jede:r würde zustimmen, dass in der berühmt berüchtigten Duschszene aus „Psycho“ ganz explizit gezeigt wurde, wie mehrfach auf die Duschende eingestochen wurde. In Wahrheit wird kein einziges Mal gezeigt, wie das Messer ihren Körper auch nur berührt. In der 45-sekündigen Szene nutzt Hitchcock 78 Einstellungen, 52 Schnitte und natürlich die legendäre Musik, um genau diese Tatsache in unsere Köpfe einzupflanzen, obwohl es tatsächlich nie zu sehen ist. Für diese 45 Sekunden hat Hitchcock 7 Drehtage verwendet. So wichtig war diese Szene für seinen Film. Für die damalige Zeit eigentlich undenkbar. In der sehenswerten Dokumentation „78/52“ bekommt ihr das genau erklärt.
Genau so können auch wir das bei unseren Präsentationen machen. Eine klare Story sowie penible genau ausgewählte Beispiele und Visualisierungen (Fotos und Abbildungen) helfen dabei, das Publikum einzunehmen. Wenn es euch gelingt, dass euch das Publikum an den Lippen klebt, dann habt ihr es geschafft. Die Folien sind für den größten Teil der Präsentation nur Beiwerk im Hintergrund. Die Story muss von euch kommen, emotional berühren und überzeugend sein.

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Film your murders like love scenes, and film your love scenes like murders. „
Sir Alfred Hitchcock
Das Wichtigste über den Aufbau von Präsentationen ist damit schon gesagt. Es gibt aber noch zwei Bonus-Tipps, die nicht unbedingt nötig, aber sehr hilfreich sein können.
Präsentiert euere Inhalte auf kreative Art und Weise. Für fast alle Inhalte gibt es die 08/15 Methode, die jede:r schon 1000 Mal gesehen hat. Sie ist nicht wirklich schlecht, reißt aber halt wirklich niemanden mehr vom Hocker. Sucht nach einem neuen Weg, wie ihr altbekannte Themen präsentieren könnt. Dabei meine ich nicht nur die visuelle Gestaltung, sondern auch die Art und Weise, wie Themen präsentiert werden. Auch hier bietet sich meine Lieblingsmethode für Kreativität wieder an: Klauen! Schaut genau hin, ob ihr vielleicht bei der Präsentationstechnik von anderen Themen klauen könnt und übertragt diese auf eure Themen. Die Liebe zum Detail macht eben oft den Unterschied.

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For me, suspense doesn’t have any value if it’s not balanced by humor. „
Sir Alfred Hitchcock
Der zweite Bonus-Tipp ist etwas gefährlich: Humor. Präsentationen, in denen auch mal gelacht wird, laufen in der Regel deutlich besser als todernste Präsentationen. Wenn ihr es schafft, das Publikum an der einen oder anderen Stelle zum Lachen zu bringen, dann habt ihr eine super Verbindung zu ihm aufgebaut. Das gibt Selbstvertrauen. Aber Vorsicht! Nichts ist schlimmer als die Stille im Saal, nachdem ein Witz nicht beim Publikum angekommen ist und keine:r lacht. Bei mir löst diese Stille als Zuhörer schon fast körperliche Schmerzen aus, weil ich so stark mit dem oder der Vortragenden mitleide. Wenn ihr euch also nicht sicher seid, dann lasst es lieber bleiben. Ich sage immer, man muss den Saal spüren und entscheiden, ob es gerade passt oder nicht. Das braucht etwas Übung, aber die macht ja bekanntlich den Master.
Ich hoffe, der „Master of Suspense“ konnte dich mit seinen Zitaten genauso motivieren wie mich. Falls du (aus mir unbegreiflichen Gründen) noch keinen seiner Filme kennst, dann empfehle ich dir „natürlich“ unbedingt mal „Psycho“ zu schauen. Aber das Original von Hitchcock von 1960 und nicht das Remake von 1998, auch wenn das quasi eine 1:1 Kopie ist. Nur eben in Farbe. Genial ist natürlich auch „Das Fenster zum Hof (Rear Window)“ . Mein persönlicher Lieblingsfilm von ihm ist allerdings „Über den Dächern von Nizza (To catch a Thief)“ .
Hast du einen Vorschlag für eine legendäre Persönlichkeit, deren Zitate wir hier präsentieren sollten? Dann lass uns bitte einen Kommentar da.
Marcus
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